Sobald meine Kugeldisteln aufblühen, fühle ich mich ein wenig in die 80-iger Jahre versetzt, in der Punks mit gefärbten Irokesen-Schnitten die gediegene Gesellschaft in Hannover ein wenig durcheinander wirbelten. Schade nur, dass ihre spitz aufgestellte Haarpracht meist grün, rot oder orange gefärbt war. Stahlblau war damals wahrscheinlich noch nicht angesagt.
Ich beherberge die heimische Echinops ritro. Im Laufe meines Gärtnerlebens ist sie mir immer mehr ans Herz gewachsen. Sie blüht verlässlich auf, wenn sich viele andere Stauden bereits verabschiedet haben, schmückt mit ihren stahlblauen, zwei bis vier Zentimeter großen Blütenköpfen wochenlang die Beete und läuft im Herbst und Winter zur Hochform auf, wenn Tau und Eis ihre trockenen Samenstände überziehen. Zudem werden ihre nektar- und pollenreichen Blüten umschwirrt von Hummeln, Bienen und Faltern. Und das alles auf einer Höhe von einem Meter.
Dabei ist die Kugeldistel sehr genügsam, braucht wenig bis gar keine Pflege und fühlt sich auf sonnigen Plätzen pudelwohl: Hitzewellen? Steckt sie locker weg. Bei mir steht die Grande Dame aufrecht vis-à-vis am Gartentor – auch um den ein oder anderen neugierigen Blick in den Garten abzufangen.
Kugeldisteln sind farblich oft eine tolle Abwechslung zu roten Blüten anderer Pflanzen im Garten, ich mag sie.