Besuch in der Flieder-Gärtnerei von Elke Haase

Zu Besuch bei Elke Haase in der Gärtnerei Piccoplant (Fotos: Nicolai Stephan)

Es gibt Besuche, die hallen lange nach. Unser Tag in der Gärtnerei Piccoplant bei Oldenburg war so einer. Denn die Inhaberin Elke Haase züchtet die schönsten Flieder-Sorten. 

Elke Haase lebt für Flieder. Von klein auf hat sie sich für seine duftigen Blüten begeistert. Und zwar so sehr, dass sie im Jahr 1986 ihre eigene Gärtnerei gründete, in der der Flieder die Hauptrolle spielt. Mittlerweile umfasst ihr Sortiment mehr als 500 Fliedersorten. Auch Nicolai und ich erliegen schnell dem Charme seiner Blüten bei unserem Rundgang im Schaugarten und auf dem Verkaufsgelände. Viele Sträucher erinnern an den heimischen Flieder (Syringa vulgaris). Aber er kann mit den fantastischen Blütenrispen und Düften der Arten und Sorten, die Elke Haase anzieht, nicht mithalten. „Flieder sehen nicht nur verschieden aus, jeder einzeln hat seinen ganz eigenen Duft“, erklärt  sie mir. 

Effiziente Anzucht von Flieder

Der nostalgische Charme der Gehölze steht im Gegensatz zu den Produktionsmethoden der Gärtnerei Piccoplant. Denn die Diplom-Biologin vermehrt auf ihrem Gelände ihren Nachwuchs in Nährböden mittels Mikrovermehrung. Dabei entstehen jährlich bis zu sechs Millionen Pflanzen, darunter auch Bambus und Rhododendren. Diese vegetative In-vitro-Vermehrung hat den Vorteil, dass Elke Haase Nachkömmlinge züchten kann, deren Gene mit denen der Mutterpflanze identisch sind. Im Schnitt dauert es zirka fünf Jahre, bis die Jungpflanzen groß genug für den Verkauf sind.

 

Flieder von der Gärtnerei Piccoplant bei Oldenburg
Zweifarbig in Violett-Weiß präsentiert sich S. vulgaris 'Sensation'.
Flieder von der Gärtnerei Piccoplant bei Oldenburg
der Sorte 'Monique Lemoine'.
Flieder von der Gärtnerei Piccoplant bei Oldenburg
Die rosa Blüten von S. vulgaris 'Rustica' verströmen einen intensiven Duft.

Flieder ist nicht gleich Flieder

Bei den meisten Sorten handelt es sich um Edelflieder: Hybriden von Syringa vulgaris. Sie wachsen kompakt und prunken mit einer überschwänglichen Blütenoptik in den schönsten romantischen Farbtönen. Zu den Klassikern der Gärtnerei Piccoplant zählen aber auch Sorten von Syringa chinensis. „Sie haben sich als Heckengehölz bewährt“, erzählt Elke Haase. Mir haben besonders die Sorten vom Hyazinthen-Flieder (Syringa hyacinthiflora) gut gefallen, die sehr früh ihre Blüten öffnen. Apart finde ich auch den Zwergflieder (Syringa microphylla) ‘Josèe’, welcher sich prima für Kübel eignen und im Spätsommer ein zweites Mal aufblüht. Ein echter Spätzünder ist Syringa prestoniae. Er blüht erst ab Ende Mai.

Historische Sorten von Flieder 

Elke Haase haben es insbesondere die historischen Sorten angetan. Eine große Vielfalt entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Züchtungen des Franzosen Victor Lemoine (1823–1911) und des Berliners Franz Ludwig Späth (1839–1913). Noch heute erinnert die beliebte, dunkelpurpurrote Sorte ‘Andenken an Ludwig Späth’ an den großen deutschen Flieder-Züchter. Der Favorit von Elke Haase stammt jedoch vom russischen Züchter Kolesnikov und heißt ‘Beauty of Moscow’. Die Sorte verführt mit zartrosa Knospen, die, schimmernd ins Weiße aufgehen. Zwei bis drei Wochen lang verströmt sie ihren süßen Fliederduft.

Moderne Züchtungen von Flieder entdecken

Natürlich testet Elke Haase auch viele neue Sorten. Eine Eins mit Sternchen hat sie der Sorte ‚Blue Skies‘ aus den USA verliehen. „Ihre dichtgefüllten Rispen aus extravaganten blau-lila changierenden Blüten sind der Hit“, schwärmt Elke Haase. Da sie nicht müde wird, neue und alte Flieder aufzuspüren und sich für das Gehölz einzusetzen, ist es kein Wunder, dass Elke Hasse als Vizepräsidentin der International Lilac Society in Sachen Flieder weltweit unterwegs ist. 

Schauen Sie doch mal bei ihr vorbei: https://fliedertraum.de/

Flieder von der Gärtnerei Piccoplant bei Oldenburg
Der Juniflieder Syringa prestoniae 'Red Wine' blüht duftig ab Mitte Juni.
Flieder von der Gärtnerei Piccoplant bei Oldenburg
Syringa vulgaris 'Marshal Zhukov' macht auch als Hochstamm eine gute Figur.
Flieder von der Gärtnerei Piccoplant bei Oldenburg
Der Zwergflieder Syringa microphylla 'Josée' taugt gut als Kübelpflanze.

Praktische Tipps rund um die Pflege vom Flieder

Flieder zählt zu den entspannten Gehölzen für sonnige Plätze. Es reicht, wenn man ihn einmal im Jahr mit Dünger versorgt und viel Wasser braucht er nicht. In Form bleibt Flieder (Syringa vulgaris), wenn er regelmäßig geschnitten wird. Elke Haase rät dazu, ihn nach der Blüte zurückzuschneiden, um ihn auszulichten und hohe Zweige herauszunehmen. Zudem sollte man möglichst alles Verblühte entfernen, weil die Samenbildung den Strauch viel Kraft kostet. Einen radikalen Rückschnitt von vergreisten Bäumen kann man im Herbst vornehmen.

Alle Fotos: Nicolai Stephan

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